Die Herbstfortbildung war in 2 Abschnitte geteilt: 1 Tag theoretische, aktuelle Themen und am 2. Tag Skipraxis in Scheffau. Die letzten Jahre lies uns der Schnee oft im Dezember noch im Stich. Mit einem einzelnen Tag auf den Skiern können wir maximal flexibel auf die Schneeverhältnisse reagieren und ohne festgebuchte Übernachtung ein Skigebiet aussuchen.
Am Samstag waren wir im Vereinsheim des TSV-Unterhaching mit 17 Teilnehmern: Peter Preuss, Chef des Bundeslehrteams Skitour gestaltete den ganzen Vormittag. Er stellte zuerst die neue Ausgabe des Faltblatts Achtung Lawinen vor: dieses Faltblatt gibt auf 2 DINA3 Seiten die derzeitige gemeinsame Lehrmeinung, Untersuchungsmethoden und lawinenkundl. Verhalten von DSV, Heer, Bergwacht, Bergführern, DAV und Polizei wieder. Auf diesem Blatt sind alle Aspekte von der Tourenplanung bis hin zur Beurteilung eines Einzelhangs dargestellt. Es ersetzt natürlich nicht die Teilnahme an Ausbildungen, aber als Überblick und Wiederholung ist es vorzüglich geeignet. Vor allem haben sich jetzt alle Verbände auf gemeinsame Beurteilungsmethoden und Sichtweisen geeinigt. Dies ist sicherlich ein großer Fortschritt und war mit viel Arbeit verbunden.
Anschließend refererierte er über das Prozeßdenken bei der Hangbeurteilung: G. Kronthaler von der bayr. Lawinenwarnzentrale hat hierzu umfangreiche Untersuchungen angestellt: Hintergrund ist, daß man versucht aus der Beurteilung eines gerade zur Verfügung stehenden Hangs mittels Blocktest versucht für Hänge anderer Orientierung, Neigungen Vorhersagen zu treffen, ob diese befahren werden dürfen oder nicht. Bemerkenswert hierbei ist, daß die Vorhersage-Wahrscheinlichkeit für Schwachschichten (84%) höher ist, als im Gutfall (70%). Interessant ist, daß die Wahrscheinlichkeit bei diesem Prozessdenken insgesamt sehr hoch ist.
Interessant waren die detailierten Ausführungen zum Lawinenunfall in Hochfügen im Winter 2016. Dies zeigt mal wieder, wie wichtig die Beschäftigung mit Risikomanagement abseits der gesicherten Pisten ist und die Entscheidungen immer wieder hinterfragt und überprüft werden müssen.
Bzgl. Lawinenauslösung zeigte Peter am Schluß einige sehr interessante Videos und leitete zum 2. Teil über mit einem Film, in dem ein Freerider die Orientierung falsch einschätzte und nach einem Sprung über eine Felswand von 107m Höhe in den Schnee einschlug. Er hatte sehr viel Glück und verletzte sich lediglich den Arm.
Während der Mittagspause konnte ein besonders leichter Freeride-Ski mit einem Titan-Innenleben und einer neuen Pinbindung zusammen mit einem Tecno Tourenschuh bewundert werden. Auf dem Ausrüstungssektor hat sich sehr viel getan. Die Industrie hat die Freerider und Tourengeher als großes Marktpotential entdeckt und entwickelt jedes Jahr neue Teile.
Am Nachmittag beschäftigte Sebastian Abel uns mit der digitalen Tourenplanung: nach einer kurzen Wiederholung über GPS, GPS-Geräte stieg er voll ein: Karten, Ausarbeitung einer Tour mit Basecamp, Features von Basecamp zur Verwaltung, Editieren, Erstellen, Nachbearbeiten von Touren. Abgerundet wurde der Vortrag mit einem Vergleich von GPS-Geräten und Handys und eine Menge von Hinweisen zu Literatur und Internet-Links. Sebastian ist bei der Fa. Garmin beschäftigt und hält für verschiedenste Institutionen Vorträge.
Am Sonntag in Scheffau gab es überraschend viele offene Pisten, natürlich alles nur Kunstschnee: 43 Lifte mit 91 km Piste, selbst einige Talabfahrten waren offen. Klaus Schäffler vom Alpin-Lehrteam lies alle erst einmal einfahren; das war auf den gut präparierten Pisten bei wenigen Leuten ein großes Vergnügen, dann stellte er die Teilnehmer mit einigen Übungen wieder gut auf die Ski. Dazwischen gab es dann Anmerkungen zu den Merkmalen für eine gute Bewegung und Spur. Es hat viel Spaß gemacht und war sehr lehrreich einem so brillianten Fahrer nachzufahren und nachzuahmen. Es war allerdings schon ein merkwürdiges Gefühl über beschneite Pisten zu schweben und die Landschaft ausserhalb war komplett schneefrei! Das Wetter verschlechterte sich am Nachmittags zusehends: Im Kaiser regnete es schon; beim Schuh-Ausziehen hat uns der Regen dann doch noch erwischt.
Text: Herbert Kuffner