Wie ein Tag im Schnee traumatisierten Flüchtlingen wieder neue Perspektiven gibt.
Mohamed sitzt mit seiner Schwester Mehdi in einer Skihütte und bewundert den Schnee, der durch die vielen Sonnenstrahlen hell glitzert. Es scheint doch noch einen Ort zu geben, an dem Menschen fröhlich beisammensitzen und ihr Leben genießen können. Das war bei den beiden ursprünglich aus Syrien stammenden Geschwistern leider nur selten der Fall. Denn seit über sieben Jahren herrscht in ihrer Heimat ein blutiger Krieg. Zerstörte Häuser, die permanente Angst vor Angriffen und dem Verlust ihrer Familie gehörten leider zu ihrem Alltag. Das dies nicht die Normalität sein muss, erfuhren rund 50 Flüchtlinge beim „Schneesport Tag“ im Rahmen des FIS World Snow Day am 20. Januar 2019 in Reit im Winkl, der vom Bayerische Skiverband veranstaltet und von der Schneesport Stiftung organisiert wurde.
„Wir wollen den Kindern neue Perspektiven geben, in dem sie die die Faszination des Schneesports kennenlernen“, erklärt Thomas Schiffelmann, Initiator und Stifter der Schneesport Stiftung. Neben vielen privaten Förderern sind es mittlerweile auch Stiftungen und Unternehmen, die das Leuchtturmprojekt der Schneesport Stiftung mittragen. Vor allem die Auszubildenden und berufsbegleitenden Studenten der Willy Bogner GmbH, die durch den „Bogner Charity Market“ den Schneesport Tag durch Spenden erst möglich gemacht haben.
Das Intersportgeschäft „Skihütte“ aus Reit im Winkl ist zudem bereits im dritten Jahr dabei und unterstützte die Sozialaktion mit Skiern, Snowboards, Stöcken und Schuhen. Die Wintersportmesse „ISPO“ der Messe München stellte den Kids zudem unter anderem Jacken und Skiunterwäsche zur Verfügung. Und auch bei der jährlichen Einkleidung des Bayerischen Skiverbandes wurden einige Skiklamotten gesammelt; denn bislang kannten sie solche gefütterten Hosen und Jacken aus ihren meist warmen Gefilden nicht. Geschweige denn Schneekristalle, die in ausreichender Menge und gewalzt in dem perfekt präparierten Kinderland der Skischule Reit im Winkl und an den Benzeckliften eine wunderbare Rutschpartie ermöglichten.
Der Gedanke der sozialen Teilhabe steht im Zentrum des Engagements der Schneesport Stiftung. „Gerade für Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten ist es besonders wertvoll, neue und positive Eindrücke zu gewinnen“, betont Thomas Schiffelmann. Denn für junge Flüchtlingen kann ein unbeschwerter Tag mit Bewegung in der Natur ein extrem bedeutender Beitrag zur Traumabewältigung und psycho-sozialen Stabilisierung sein. Vielen der Jugendlichen, die aufgrund existenzielle Bedrohungen in ihren Herkunftsländern Familien und sozialen Bindungen zurückgelassen und sich unter Lebensgefahr nach Deutschland durchgeschlagen haben, mussten über Monate unbeschreibliche Entbehrungen erleiden und traumatisierende Erfahrungen machen.
Gerade vor diesem Hintergrund lässt sich der Beitrag des „Schneesport Tag“ der Schneesport Stiftung für die Flüchtlinge erahnen. Allein die Busfahrt in die Berge eröffnet meistens einen neuen Horizont. Und wenn dann noch viele engagierte Helfer sich liebevoll um die neuen Schneesportler kümmern, verleiht dies ein Gefühl von Geborgenheit, Zuneigung und Wertschätzung. So bemühten sich dieses Mal beim „Schneesport Tag“ vor allem die Ski- und Snowboardlehrer der DLSV Skischule Reit im Winkl mit viel Einfühlvermögen. Sie gingen sehr persönlich auf jeden Teilnehmer ein und halfen ihnen immer wieder aufzustehen, auch wenn sie auf dem rutschigen Untergrund den Halt verloren.
Wie viele Schneesportler immer wieder selber erfahren, lässt man in den Bergen die Sorgen des Alltags schnell hinter sich. Und gerade diese Mystik verhalf auch Mohamed und Mehdi sowie allen anderen Flüchtlingen zu einem strahlenden Lächeln, als sie am Ende des Tages ihre verdienten Urkunden entgegennahmen. Mit einem Sonderbus ging es wieder zurück nach München, wo sie den „Schneesport Tag“ hoffentlich noch lange in guter Erinnerung behalten werden. Bei Lust auf mehr werden sie auch gerne langfristig von der Schneesport Stiftung gefördert und in Vereine integriert – um mit viel Selbstvertrauen in ein neues Leben zu starten.
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